Kopf - Flora und Fauna - Harzurlaub
 


Fingerhut


  

Der Fingerhut ist in großen Teilen Europas beheimatet. Sein nördlichstes Verbreitungsgebiet in Deutschland ist der Harz. Diese Pflanze aus der Familie der Wegerichgewächse zählt zu den markantesten Farbtupfern der Harzer Wälder, man kann sagen sie ist eine Charakterpflanze des Harzes. 4 verschiedene Arten der Gattung Fingerhut (Digitalis)sind im Harz anzutreffen: Gelber- und Weißer Fingerhut, Riesenfingerhut und Roter Fingerhut. Dabei ist der Rote Fingerhut die mit Abstand dominierende Art. In der Antike war der Fingerhut wohl noch nicht bekannt, kein Vermerk in den alten Schriften zeugt von Ihm. Das kann damit in Zusammenhang stehen, dass er  nur im atlantischen Klimabereich verbreitet ist. In diesen Breiten erlangte er eine mythologische Bedeutung, wurde „Kraut der Elfen“ oder „Elfenhandschuh“ genannt.  Im Harz wird er im Mittelalter nicht sehr verbreitet gewesen sein, denn er liebt die Fichtenwaldregionen. Und die gab es damals noch nicht so ausgeprägt wie heute. Dazu ein altes Gedicht von Joh. Trojan : „ Wo das Beil den Wald gelichtet, hat in roter Glocken Pracht Fingerhut sich aufgerichtet. Sagt, wer hat die Saat gebracht“.

                                        fingerhut                fingerhut              fingerhut

 Der Fingerhut wächst häufig in typischen Schlägen. Er liebt den Halbschatten sowie sauren, humusreichen, kalkarmen Boden. Der Fingerhut  in voller Blüte, mit seinen großen, fingerhutähnlichen Blütenkelchen auf einem typischen Harzhang  ist faszinierend und beeindruckend zugleich. Aber es ist höchste Vorsicht geboten! Die bis zu 150 cm hohen Pflanzen sind hochgiftig und das in allen Pflanzenteilen. Schon der Verzehr von 2 Blättern kann tödlich sein! Ein guter Grund, dass diese Pflanze  2007 zur Giftpflanze des Jahres gewählt wurde. Und wahrscheinlich auch der Grund, dass der Fingerhut in frühen Zeiten nicht als Heil- und Medizinpflanze verwendet wurde, denn seine erste Erwähnung in einem deutschen Kräuterbuch stammt erst von 1543. 

                                 fingerhut       fingerhut       fingerhut

Digitalis sind zweijährige, krautige Halbrosettenpflanzen. Im zweiten Jahr wird der Blütenspross gebildet, an deren Oberteil sich die bis 6 cm langen, fingerhutähnlich geformten Blüten befinden.  Die Blätter sind kerbig gesägt und an ihrer Unterseite behaart.  Die Blattstellung ist spiralig geordnet. Die Blütentrauben des Fingerhuts orientieren sich in ihrer Ausrichtung an der Sonne. Die einzelnen Blüten an der Traube erblühen von unten nach oben und sind vormännlich. Das bedeutet, wenn sich die unteren Blüten im weiblichen Stadium befinden, sind die oberen noch im männlichen. Die Blüten sind im Inneren mit hochstehenden Sperrhaaren versehen und verwehren kleinen Insekten somit den Einlass. Die als „Einkriechblumen“ bezeichneten Blüten werden daher fast ausschließlich von Hummeln heimgesucht, welche die Blüten von unten nach oben anfliegen und dadurch eine Fremdbestäubung sicherstellen.

Die Früchte sind Kapseln mit vielen kleinen Samen, sogenannten Ballonfliegern. Die Pflanze ist ein Wind- und Tierstreuer und die Samen sind Lichtkeimer.

Fingerhut ist etwa seit dem 18.Jahrhundert in der Volksmedizin als Heilpflanze bekannt. In der modernen Medizin werden die Wirkstoffe der Pflanze, die chemische Zuckerverbindungen sind und als Herzglykoside bezeichnet werden, zur therapeutischen Stärkung der Herzleistung eingesetzt.



zurück


Copyright Fotos Reihe oben: Wolfgang Stolze Hohegeiß  Copyright Fotos Reihe unten und Text: Bernd Sternal



 
Der Harz - Faszination Natur
von Bernd Sternal
Der Harz - Faszination Natur von Bernd Sternal

 

Wir treten für den Schutz von Eisbären, Tigern, Löwen und anderen Raubtieren ein, den Wolf in Deutschland lehnen wir jedoch zum Großteil ab und auch der teilweise wieder angesiedelte Luchs ist vielen suspekt. Wir schützen Tiere und Pflanzen, wobei der Schwerpunkt auf niedlichen und ungefährlichen Tieren liegt, bei Pflanzen müssen diese möglichst ansehnlich sein, hübsch blühen oder wohlschmecken. Borkenkäfer, Fliegen, Wespen, Weg- und Gartenameisen, Motten, Asseln und vieles mehr haben hingegen keine Lobby, dennoch sind sie alle Bestandteile unserer Natur.
Wir unterscheiden in Neobiota und einheimischer Flora und Fauna. Unter ersterem versteht man Arten von Tieren und Pflanzen, die erst nach dem 15. Jahrhundert hier eingeführt oder eingewandert sind. Dazu zählen beispielsweise bei den Tieren: Waschbären, Marderhunde, Nerze, Nutrias, Mufflon oder Streifenhörnchen. Bei den Pflanzen ist der Riesenbärenklau derzeit in aller Munde, es gibt jedoch weitere unzählige Arten. In Deutschland kommen mindestens 1.100 gebietsfremde Tierarten vor. Davon gelten allerdings nur etwa 260 Arten als etabliert, darunter 30 Wirbeltierarten.
Übrigens: Auch die Kartoffel, die Tomate, der Paprika und die Gurke sind Neophyten, also nicht heimische Arten.
Wir beginnen dann Arten in nützliche und schädliche zu unterscheiden. Dabei nehmen wir wenig Rücksicht auf die Rolle der jeweiligen Art in den Ökosystemen, oftmals kennen wir diese auch gar nicht. Wir führen Tiere und Pflanzen aus der ganzen Welt ein und sind dann verwundert, wenn die eine oder andere Art außer Kontrolle des Menschen gerät und sich unkontrolliert vermehrt. Den Rest, in Bezug auf neobiotische Pflanzen, Tiere und Pilze, erledigt die Globalisierung.
Auch unsere Landschaft verändern wir fortwährend. Was durch geologische Prozesse in vielen Millionen Jahren entstanden ist, weckt seit einigen Jahrhunderten das zunehmende Interesse des Menschen. Wir betreiben Bergbau - unterirdisch und in Tagebauten -, wir fördern Erdöl und Erdgas aus den Tiefen unseres Planeten, wir bauen Sand, Kies, Kalk, allerlei Gestein und vieles mehr ab.
Zwar versuchen wir mittlerweile den Abbau fossiler Brennstoffe zu begrenzen und einen Ausstieg vorzubereiten, jedoch ist die Bauindustrie unersättlich. Unsere Städte, Dörfer, Verkehrswege und Firmenanlagen fordern ihren Tribut. Jedoch muss der Großteil der Welt erst noch Straßen und feste Gebäude erbauen. Wollen wir das diesen Menschen versagen?

Im Buch finden Sie 71 farbige und 27 schwarz-weiße Fotos sowie mit 16 farbige und 37 schwarz-weiße Abbildungen zu den einzelnen Themen.

oder bestellen bei Amazon