Nach Grimm ist die Birke seit alter Zeit „der Baum der
Freude“. Im germanischen Glauben war sie Freya, der
Göttin der Liebe und der Ehe,
gewidmet.
Daher war es Tradition, dass die jungen Burschen in der
Nacht zum 1. Mai ihrer Geliebten heimlich einen
„Maienstrauch“ aus Birkenzweigen in Fenster stellten.
Als „Maibaum“, der zum Frühlingsfest den Mittelpunkt
bildet, ist er uns traditionell bis heute erhalten. Auch
die Christliche Kirche hielt an der Birke als Symbol
fest und stellt sie zu Pfingsten auf.
Der Name „Birke“ ist uralt und kommt begrifflich aus dem
indogermanischen Sprachgebrauch und bedeutet in
Anspielung auf ihre markante, helle Rinde soviel wie
„glänzend, schimmernd“.
Die Birke gilt als Pionierpflanze, dass bedeutet, sie
dringt als erste in noch unbesiedeltes Gebiet vor.
Somit wird die Birke auch als einer
der ältesten Bewohner unserer heutigen,
nachpleistozänen Vegetation angesehen.
Birken waren hier mit Kiefern und Pappeln während
der sogenannten Birken-Kiefernzeit Jahrtausende lang die
einzigen Vertreter des Waldes.

Heute nimmt dieser sommergrüne Laubbaum aus der Familie
der Birkengewächse im Harz nur noch eine untergeordnete
Stellung ein. Dieser Baum des Nordens, ist
sehr anspruchslos in Bezug auf Boden und Klima.
Aber als Holzlieferant verlor er zunehmend an Bedeutung
und fiel somit der Forstwirtschaft zum Opfer.
Außerdem benötigt die Birke Licht und Luft, die ihr in
den angelegten Fichtenkulturen fehlt.
Dieses schnellwachsende Gehölz, das Höhen von
30m erreichen kann und bis zu 160 Jahre alt wird, ist
für jeden Naturfreund ein Farbtupfer in der Landschaft.
Und für Pilzfreunde ein aussichtsreicher Platz um den
beliebten Birkenpilz zu finden, mit dem die Birke in
Symbiose lebt. Die Birke ist ein lichter Baum, mit
lockerer Krone und kleinen, gezackten, drachenförmigen
Blättern.

Die Birke als Allee an der Strasse
Schlangen halten sich der Sage nach besonders gern unter
Birken auf, weil sie die Wärme der durchscheinenden
Sonne lieben. Die Blütenstände der Birke werden Kätzchen
genannt und blühen im Harz zwischen März und April. Die
Birke ist einhäusig, die männlichen Blütenstände sind
hängend, die weiblichen aufgerichtet und sie werden
windbestäubt. Diesbezüglich produzieren sie große
Pollenmengen, die ein hochpotentes Allergen darstellen.
Die Samen, die bis zum Herbst reifen sind
geflügelt und werden dann durch den Herbstwind auf ihre
Reise geschickt.

Birkenrinde und Birkenlaub
Birken sind durch ihre weiße Rinde in unserer heimischen
Flora unverwechselbar.
Allerdings tritt diese Färbung erst nach dem 4 bis 5
Jahr auf. Es ist dann eine Korkhaut entstanden, die man
auch als Birkenleder bezeichnet. In den Zellen hat sich
ein feinkörniges, farbloses
Harz eingelagert,
das Betulin heißt und die kreideweiße Färbung
verursacht. In früheren Zeiten wurde die antiseptische
Wirkung dieser Rinde genutzt, indem man vielfältige
Behältnisse, vor allem für Lebensmittel, daraus
fertigte.
Überhaupt ist die Birke wohl der am vielseitigsten
verwendete Baum der nordischen Flora. Upton Sinclair
formulierte in seinem Roman „ Der Dschungel ... ... und vom Schwein blieb nur das grunzen“ was sinnentsprechend auch auf die Verwertung der Birke
zutrifft. Im Frühjahr treibt sie große Mengen von Saft.
Schneidet man sie an, so blutet sie stark. Ein kräftiger
Stamm kann so in einigen Tagen einige Liter Saft geben.
Der ist stark zuckerhaltig, was zu einer starken und
schnellen Gärung führt, die genutzt wurde um Birkenwein
herzustellen. Birkensaft ist eines der bekanntesten und
ältesten Volksheilmittel.
Aber auch die Blätter, die Blüten und die Rinde
enthalten eine Menge von Wirkstoffen. Die Blätter und
Blüten enthalten
Flavonoiden,
Saponinen,
Gerbstoffen,
ätherischen Ölen und
viel
Vitamin C.
Das schon erwähnte Betulin in der Rinde, ist eine
Terpene, dass als Trockendestillat „Birkenpech“ schon
von den Menschen der Steinzeit gewonnen und als
effizienter Klebstoff eingesetzt wurde. Auch in der
modernen Heilkunde werden Birkenpräparate noch bei
Rheuma, Gicht und Wassersucht eingesetzt.
Und Birken-Haarwasser ist ein beliebtes Mittel gegen
Schuppen und Haarausfall, das ich aus eigener Anwendung
nur empfehlen kann.
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Copyright Fotos und Text: Bernd Sternal, Abbildung oben:
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