In einigen Schriften steht, der
Waschbär ist keine heimische Tierart, kein
Harzer. Ich sehe das von einer anderen Warte. In der
Entwicklungsgeschichte des Harzes gab es schon zu allen
Zeiten Tiere, die aus anderen Regionen eingewandert sind
und andere die den Harz für immer verlassen haben.

Gut, der Waschbär, aus der Familie der Kleinbären ist
nicht aus eigenem Antrieb in den Harz gekommen. Zwei
Paare wurden 1934 am nordhessischen Edersee von einem
Forstmeister ausgesetzt.
Seine Heimat hat der wissenschaftlich „Procyon
lotor“ genannte mittelgroße Säuger in
Nordamerika.
Die zwei Waschbärenpaare fanden aber am Edersee optimale
Bedingungen, vermehrten sich schnell und erreichten
schon nach wenigen Jahren den nahegelegenen Harz.
Und hier haben sie sich voll integriert, wie man
neudeutsch so schön sagt. Somit sind sie, nach meinem
Dafürhalten, vollwertige Mitglieder der heimischen
Fauna.
Diese Allesfresser, die eine Körperlänge zwischen 41 und
71 cm erreichen und es auf ein durchschnittliches
Körpergewicht zwischen 3,5 und 9 kg bringen, sind
äußerst anpassungsfähig.
Bisher wurde in heimischen Gefilden unser Fuchs als
flexibelstes und anpassungsfähigstes Säugetier
angesehen. Ich denke, der Waschbär hat dem Fuchs
mittlerweile den Rang abgelaufen.
Der Waschbär findet
überall ein Revier, in der ursprünglichsten
Wildnis wie in der Großstadt.
Er ist nachtaktiv und hat seine Schlafplätze für den Tag
in Baumhöhlen, Dachsbauten aber auch im Gestrüpp oder
auf einem Hausboden.

Auch sein Sozialverhalten ist nicht fix, er kann
Einzelgänger sein oder aber in geschlechterspezifischen
Kleingruppen leben, auch Paare wurden außerhalb der
Paarungszeit schon beobachtet. Bei der Futterauswahl ist
er auch sehr flexibel, alles fressbare, von
Wirbellosen, Wirbeltieren bis zu Pflanzen und deren
Früchte deckt sein Nahrungsspektrum ab.
Der wichtigste Sinn des kleinen Bären ist sein
Tastsinn und den übt er mit seinen Vorderpfoten
aus. Die sind, für ein Raubtier, höchst
ungewöhnlich.
Verfügen sie doch über je fünf freistehende
Finger mit nicht einziehbaren Krallen. Mit diesen
sensiblen Pfoten
„inspizieren“ die Waschbären ihre Nahrung detailliert.
Und wenn bei der
Nahrungssuche Wasser in der Nähe ist, wird die Nahrung
ins Wasser getaucht. Daher hat dieser Kleinbär
seinen Namen – Waschbär.
Der genaue Grund für dieses Verhalten ist noch nicht
eindeutig erwiesen. Angenommen wird, dass vom Wasser die
schützende Hornhaut auf den Zehen der Vorderfüße
aufgeweicht wird und somit
eine größere Sensibilität erhält. Allerdings
kommen die Waschbären auch ohne „Waschwasser“ aus, denn
zum Wasser wird Nahrung nicht getragen.
Waschbären wirken auf uns sehr possierlich wozu
insbesondere ihre charakteristische Gesichtszeichnung
verantwortlich ist. Seine schwarze Gesichtsmaske, rund
um die Augen, setzt sich stark vom umgebenden Fell ab.
Sein schlankes, recht spitz auslaufendes Maul mit der
schwarzen Nase und den zahlreichen, langen, hellen
Barthaaren sowie die abgerundeten, weißumrahmten
Stehohren vermitteln einen drollig-niedlichen und
sympathischen Eindruck.
Tiere die in menschlicher Umgebung leben sind oftmals
recht „zutraulich“, wobei nie vergessen werden sollte,
dass es Wildtiere sind und ihr Verhalten somit nicht
berechenbar.
Die Kleinbären haben ein sehr
dichtes, langes und wasserabweisendes Fell in
verschiedenen Grau- und Brauntönen. Charakteristisch ist
auch ihr langer, buschiger, hell-dunkel geringelter
Schwanz.
Waschbären sind Sohlengänger, die recht flott unterwegs
sind und auf ihren nächtlichen Beutezügen recht große
Strecken zurücklegen. Auch sind sie sehr gute Schwimmer.
Die Paarungszeit unserer Waschbären sind die Monate
Februar und März. Nach etwa 65 Tagen Tragezeit kommen
die Jungen zur Welt, deren Anzahl im Schnitt 2-3
beträgt.
Nach etwa 6 Monaten verlassen die Jungtiere die
mütterliche Obhut um sich ihr eigenes Revier zu suchen.
Sie haben dann eine Lebenserwartung die durchaus 15
Jahre erreichen kann.
Freuen wir uns also über den Waschbären, denn, wie ich
finde, bereichert er unsere heimische Fauna erheblich.
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Copyright Fotos: W. AStolze, Bernd Sternal, Copyright Text Bernd Sternal 2009
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