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Der
Dachs
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Der Dachs ist das größte
Raubtier der Harzer Wälder, sieht man von dem
wiedereinbürgerten Luchs ab. Mit einer Körperlänge von
etwa 90 cm und einem Gewicht zwischen 15 und 20 kg, hat
dieses hundeartige Raubtier aus der Familie der Marder
keine natürlichen Feinde in unseren Wäldern.
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Trotz seiner Größe bekommen
wir ihn aber nur sehr selten zu Gesicht. Im Gegensatz
zum Fuchs, finden wir auch seinen unterirdischen Bau nie
mit der Nase. Denn Meister Grimbart, wie er nach dem
Epos von Reineke Fuchs genannt wird, hält peinlich auf
Sauberkeit. Er setzt seine Losung nicht einfach neben
seinem Bau ab, nein, er hat sein eigenes
Toilettengebiet, wo er Löchlein neben Löchlein gräbt und
seine Lösung darin gewissenhaft verscharrt. Da er nicht
nur tierische Nahrung zu sich nimmt, sondern auch
mancherlei Früchte frisst, bringt er so auch deren Samen
aus. Er sät praktisch und als Ergebnis grünt es bald
kräftig auf seinem Abort. Diese peinliche Sauberkeit des
Dachses hat nur ein Ziel, sein heimliches und stilles
Dasein nicht zu gefährden.
Der Dachs ist zwar sehr
wehrhaft, was schon oftmals Füchse oder auch Hunde
erfahren mussten, aber er ist kein guter Jäger, dazu ist
er einfach zu gemächlich und zu plump. Was sich ihm aber
bietet, das nimmt er mit, er ist kein Kostverächter. So
wird von Füchsen berichtet, die sich bei der Jagd in
Dachsbauten flüchteten und von denen getötet und
gefressen wurden. Auch Kaninchen liebt er, kann jedoch
ausgewachsene nur selten erlegen. Wenn er aber einen Bau
mit jungen Kaninchen ausmacht, so macht er sich schon
daran die Jungen auszugraben, um sie zu fressen. Sonst
nimmt der Dachs das, was sich bietet und findet:
Vogeleier, Jungtiere aller Art, Würmer, Larven und
dergleichen, Früchte, Wurzeln, Samen, Knollen und auch
Pilze.
Der Dachs, dieser große und
unverwechselbare Marder, ist ein Einsiedler.
Einer, der sich die durch den Menschen ständig
veränderte Kulturlandschaft gut anzupassen
vermag. Einer, der nur nachts unterwegs ist und
den man auch nur sehr selten hört. |
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Einer, der in teilweise riesigen unterirdischen
Bauten lebt, tagsüber darin schläft und wenn es
richtig kalt wird seine Winterruhe darin hält. Diese
Dachsbauten haben in der Regel einen Durchmesser
zwischen 30 und 50 Meter. In einer Tiefe zwischen 3 und
6 Meter liegt der Wohnkessel, von dem zahlreiche Ein-
und Ausgänge zur Luftzufuhr abgehen. Diese Dachsbauten
werden übrigens zum Teil von Generationen von Dachsen
genutzt und immer weiter ausgebaut. Ein in England
untersuchter Dachsbau umfasste 50 Kammern und 178 Gänge.
Diese markanten Räuber, mit
ihrem weißen Gesicht, über das beidseitig ein schwarzer
Streifen von der Nase, über das Auge bis zum Ohr
verläuft, leben in Familienverbänden zusammen. Das
dominante Dachspaar bleibt ein Leben lang zusammen,
weitere weibliche Nachkommen können wie auch junge
männliche im Familienverband verbleiben, ältere
männliche Tiere werden vertrieben. Die unterseits
schwarz und oberseits silbergrau gefärbten Dachse,
paaren sich im Sommer. Nach etwa sieben bis acht Monaten
Trächtigkeit, kommen die Jungen zur Welt. Die
Lebenserwartung eines Dachses liegt bei etwa 13 - 20
Jahren.

In früheren Jahrhunderten
hatten die Dachse einmal eine wirtschaftliche Bedeutung.
Ihr Fett wurde als Medizin eingesetzt, ihr schmackhaftes
Fleisch bereicherte den Speiseplan, ihr dichtes Fell war
begehrt ihr Haar wurde zu Bürsten und Pinseln
verarbeitet und der Dachsbart war Statussymbol für den
Jäger. Heute hat der Dachs diese Bedeutung verloren. Er
ist nur noch ein stiller und geheimer Jäger der unsere
heimische Fauna bereichert.
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Copyright Fotos Wolfgang Stolze, Hohegeiß, Bernd Sternal, Copyright Text Bernd Sternal 2010
Illustration: Lisa Berg
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