Kopf - Flora und Fauna - Harzurlaub
 


Der Borkenkäfer

   

Borkenkäfer als Naturschützer

Was können wir vom Borkenkäfer lernen?

Zurzeit häufen sich Meldungen und Berichte, die das vermehrte Auftreten von Borkenkäfern beklagen. Besonders die großen Windwürfe durch den Sturm Kyrill Anfang 2007, aber auch andere Flächen – insbesondere im Harz – sind betroffen. Schon von weitem sind die mehr oder weniger großen Gruppen abgestorbener Bäume, die so genannten Käfernester, zu erkennen. Hier vermehrt sich der Käfer massenhaft. Der Baum, der Käfer? Von den zahlreichen heimischen Borkenkäferarten ist es vor allem der wegen des Fraßbildes seiner Larven unter der Rinde der Fichten so genannte „Buchdrucker“, der Baum für Baum absterben lässt.

Stirbt der Wald? Mitnichten es weichen nur die Fichten!

Stirbt nun der Wald, das heiß alle Bäume? Nein! Es sterben nur die Fichten, die in den vergangenen Jahrhunderten dort gepflanzt wurden, wo der Mensch den heimischen Laubwald abgeholzt hatte. Der Klimawandel hilft dem Käfer dabei, denn die Fichte ist an raue Hochlagen angepasst. In den tieferen, milden Lagen des Waldes ist es zu warm und oft auch zu trocken, so kränkelt die Fichte zunehmend und lädt den Käfer geradezu ein. So hilft der Borkenkäfer beim ökologischen Waldumbau und beschleunigt nur das Unvermeidliche. Das mag kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen entgegen stehen, langfristig ist es der einzige Weg. Von der „Tannenbäumchen-Romantik“ sollten wir uns lossagen, denn der Harz ist eigentlich – bis auf wenige Hochlagen – Laubmischwald und dahin wird er sich wieder entwickeln, mit oder ohne uns. Je eher die Verantwortlichen in Forst und Politik und an den Schnittstellen das einsehen, und ihr Handeln darauf einstellen, desto schmerzärmer wird der Vorgang sein. Es macht wirklich keinen Sinn, sich aus Tradition oder Sturheit gegen eine Entwicklung zu stellen, die nachweislich unabwendbar ist.

                                         Borkenkäfer - Schaden                         Borkenkäfer - Schaden


Der Harz ist ein Buchenwald-Nationalpark

So ist auch die Rolle des Nationalparks Harz zu sehen, der eigentlich ein Buchenwald-Nationalpark ist. Hier hat man verstanden, dass die Tage der Fichte in den unteren Lagen gezählt sind. In den nächsten Jahren und Jahrzehnten werden die riesigen Fichtenbestände immer größere Löcher bekommen und ein vielfältiger Mischwald wird sich entwickeln. Wir sollten dankbar sein, das miterleben zu dürfen. Wer sich allerdings seit Generationen dem Erhalt der Fichtenforsten verpflichtet sieht, für den mag eine kleine Welt zusammenbrechen. Wir dürfen jedoch nicht den Fehler machen, etwas nicht in Frage zu stellen, nur weil es seit Jahrhunderten als richtig galt. Gegen die Standortansprüche der Fichte können auch Tradition, Sentimentalität und auch Profitdenken nicht helfen, ebenso wenig gegen die momentanen Auswirkungen des Klimawandels. Selbst wenn wir alle denkbaren (und somit machbaren) Anstrengungen zum Klimaschutz sofort unternähmen, dauerte es noch Jahrzehnte, bis sich das für uns merkbar auswirken würde. Ohne falsch verstanden werden zu wollen: Für den Harzwald hat das sogar den Vorteil, dass er sich schon von sich aus schneller wieder in einen wunderschönen Laubwald mit Vorherrschaft der Rotbuche entwickelt.
Und auf dem Weg dahin profitieren noch zahlreiche Insektenfresse von der Käferschwemme. Vieles davon spielt sich für den unbedarften Spaziergänger im Verborgenen ab. Einige Arten jedoch, wie etwa die Spechte, werden besonders auffallen, wenn sie vorübergehend zunehmen. Andere Arten werden den Harz stellenweise überhaupt erst wiederbesiedeln können, wenn die dichten Fichten den Eichen weichen und wir wieder Buchen suchen – und finden.

Tipp für den Winterspaziergang

Wer diese historische Entwicklung hin zum Buchenwald Harz selbst miterleben möchte, kann das auf einem einfachen Spaziergang tun. Wo die abgestorbenen Fichten schon von weitem zu sehen sind, lohnt es sich, einmal näher hinzuschauen. Unter der Borke sind die Fraßgänge des Käfers und oft auch noch die Käfer selbst zu entdecken. Vögel können beim Fressen der Käfer und Larven beobachtet werden und im Frühjahr finden sich in diesen „Laubwald-Startflächen“ Pflanzen, Vögel und andere Tiere ein, die wir vorher im dunklen Fichtenforst vergeblich gesucht haben. Das ist doch allemal ein Grund, mal einfach wieder irgendwo durch den Harz zu wandern.

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Copyright Fotos Nationalpark Harz

Der Harz - Faszination Natur
von Bernd Sternal
Der Harz - Faszination Natur von Bernd Sternal

 

Wir treten für den Schutz von Eisbären, Tigern, Löwen und anderen Raubtieren ein, den Wolf in Deutschland lehnen wir jedoch zum Großteil ab und auch der teilweise wieder angesiedelte Luchs ist vielen suspekt. Wir schützen Tiere und Pflanzen, wobei der Schwerpunkt auf niedlichen und ungefährlichen Tieren liegt, bei Pflanzen müssen diese möglichst ansehnlich sein, hübsch blühen oder wohlschmecken. Borkenkäfer, Fliegen, Wespen, Weg- und Gartenameisen, Motten, Asseln und vieles mehr haben hingegen keine Lobby, dennoch sind sie alle Bestandteile unserer Natur.
Wir unterscheiden in Neobiota und einheimischer Flora und Fauna. Unter ersterem versteht man Arten von Tieren und Pflanzen, die erst nach dem 15. Jahrhundert hier eingeführt oder eingewandert sind. Dazu zählen beispielsweise bei den Tieren: Waschbären, Marderhunde, Nerze, Nutrias, Mufflon oder Streifenhörnchen. Bei den Pflanzen ist der Riesenbärenklau derzeit in aller Munde, es gibt jedoch weitere unzählige Arten. In Deutschland kommen mindestens 1.100 gebietsfremde Tierarten vor. Davon gelten allerdings nur etwa 260 Arten als etabliert, darunter 30 Wirbeltierarten.
Übrigens: Auch die Kartoffel, die Tomate, der Paprika und die Gurke sind Neophyten, also nicht heimische Arten.
Wir beginnen dann Arten in nützliche und schädliche zu unterscheiden. Dabei nehmen wir wenig Rücksicht auf die Rolle der jeweiligen Art in den Ökosystemen, oftmals kennen wir diese auch gar nicht. Wir führen Tiere und Pflanzen aus der ganzen Welt ein und sind dann verwundert, wenn die eine oder andere Art außer Kontrolle des Menschen gerät und sich unkontrolliert vermehrt. Den Rest, in Bezug auf neobiotische Pflanzen, Tiere und Pilze, erledigt die Globalisierung.
Auch unsere Landschaft verändern wir fortwährend. Was durch geologische Prozesse in vielen Millionen Jahren entstanden ist, weckt seit einigen Jahrhunderten das zunehmende Interesse des Menschen. Wir betreiben Bergbau - unterirdisch und in Tagebauten -, wir fördern Erdöl und Erdgas aus den Tiefen unseres Planeten, wir bauen Sand, Kies, Kalk, allerlei Gestein und vieles mehr ab.
Zwar versuchen wir mittlerweile den Abbau fossiler Brennstoffe zu begrenzen und einen Ausstieg vorzubereiten, jedoch ist die Bauindustrie unersättlich. Unsere Städte, Dörfer, Verkehrswege und Firmenanlagen fordern ihren Tribut. Jedoch muss der Großteil der Welt erst noch Straßen und feste Gebäude erbauen. Wollen wir das diesen Menschen versagen?

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