Kopf - Flora und Fauna - Harzurlaub
 


Die Blindschleiche


Vorsicht, eine Schlange !
Dies dürfte wohl der häufigste Ausruf sein, wenn Urlauber  im Wald auf eine Blindschleiche treffen.
Auf den ersten Blick, bezogen auf den Körperbau, mag diese Vermutung auch zutreffend sein.
Dieses Missverständnis spiegelt sich sogar beim wissenschaftlichen Gattungsnamen „Angius“ – Schlange wieder. Der Artenname „fragilis“ steht für zerbrechlich.  Skelett und Schädel machen die Blindschleiche aber eidechsenähnlich und identifizieren sie eindeutig als Kriechtier.

               Blindschleiche    Blindschleiche    Blindschleiche

Diese Echsenart aus der Familie der Schleichen gehört wohl zu den im Harz am häufigsten vorkommenden Reptilien. Was natürlich nicht heißt, dass man sie häufig zu Gesicht bekommt.
Durchschnittlich werden Blindschleichen etwa 50 cm lang. I
hre Färbung ist sehr unterschiedlich, von bleigrau, gelb-, rot- oder graubraun bis schwarzbraun sind alle Tönungen vertreten. Am Bauch wird sie immer deutlich heller als auf dem Rücken sein und ist zum Teil mit gelblichen Flecken gezeichnet. Die Bewegungen sind langsam und Schleichen typisch. Verantwortlich für ihre geringe Geschmeidigkeit  ist die Panzerung ihrer Haut mit kleinen Knochentäfelchen.
Im Harz kommt die Blindschleiche überall vor, auch die Hochlagen meidet sie nicht, scheint aber dort seltener zu sein als in den unteren und mittleren Regionen.
Sie liebt feuchten Grund, dichtes Buschwerk und hohes Gras sowie lockere Gesteinslagen. Dort kann sie sich verstecken und geht der Jagd nach.
Das Nahrungsspektrum besteht vorwiegend aus Nacktschnecken und Regenwürmern, aber auch Insekten aller Art und Raupen werden gern gefressen, schnellerer Beutetiere kann sie sich kaum bemächtigen.
Durch ihr nach hinten gekrümmtes Gebiss kann sie diese zum Teil  sehr schlüpfrigen Beutetiere sehr gut festhalten.

               Blindschleiche    Blindschleiche    Blindschleiche

Besonders bemerkenswert ist, dass die Blindschleiche lebendgebärend ist.
Das Weibchen bringt im Frühherbst ca. 5- 25 Jungtiere zur Welt, die allerdings noch in ihren Eihüllen abgesetzt werden, diese aber sofort durchbrechen. Wie alle Reptilien ist auch die Blindschleiche äußerst zählebig.
Sie kann monatelang ohne Nahrung auskommen. Auch gegen viele Gifte ist sie immun.
Und wenn sie von einem der zahllosen Fressfeinde am Schwanz gepackt wird, wirft sie diesen einfach ab und er wächst neu.  Den Winter verbringen die Blindschleichen in Winterstarre, wofür sie sich einen geschützten Platz  suchen. Besonders beliebt sind Erdhöhlen von Kleinsäugern, aber sie graben ihre Gänge auch selbst.
Gern überwintern sie in Gemeinschaft, Gruppen von 3-20 sind üblich, Gruppen von 50 bis 100 Tieren wurden nachgewiesen. Übrigens sind Blindschleichen nicht blind, wie ihr Name suggeriert.
Dieser Irrglaube ist auf ihren Althochdeutschen Trivialnamen zurückzuführen, der soviel bedeutet wie blendender/blinkender Schleicher.

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Copyright Fotos, Text Bernd Sternal 2009
 
Der Harz - Faszination Natur
von Bernd Sternal
Der Harz - Faszination Natur von Bernd Sternal

 

Wir treten für den Schutz von Eisbären, Tigern, Löwen und anderen Raubtieren ein, den Wolf in Deutschland lehnen wir jedoch zum Großteil ab und auch der teilweise wieder angesiedelte Luchs ist vielen suspekt. Wir schützen Tiere und Pflanzen, wobei der Schwerpunkt auf niedlichen und ungefährlichen Tieren liegt, bei Pflanzen müssen diese möglichst ansehnlich sein, hübsch blühen oder wohlschmecken. Borkenkäfer, Fliegen, Wespen, Weg- und Gartenameisen, Motten, Asseln und vieles mehr haben hingegen keine Lobby, dennoch sind sie alle Bestandteile unserer Natur.
Wir unterscheiden in Neobiota und einheimischer Flora und Fauna. Unter ersterem versteht man Arten von Tieren und Pflanzen, die erst nach dem 15. Jahrhundert hier eingeführt oder eingewandert sind. Dazu zählen beispielsweise bei den Tieren: Waschbären, Marderhunde, Nerze, Nutrias, Mufflon oder Streifenhörnchen. Bei den Pflanzen ist der Riesenbärenklau derzeit in aller Munde, es gibt jedoch weitere unzählige Arten. In Deutschland kommen mindestens 1.100 gebietsfremde Tierarten vor. Davon gelten allerdings nur etwa 260 Arten als etabliert, darunter 30 Wirbeltierarten.
Übrigens: Auch die Kartoffel, die Tomate, der Paprika und die Gurke sind Neophyten, also nicht heimische Arten.
Wir beginnen dann Arten in nützliche und schädliche zu unterscheiden. Dabei nehmen wir wenig Rücksicht auf die Rolle der jeweiligen Art in den Ökosystemen, oftmals kennen wir diese auch gar nicht. Wir führen Tiere und Pflanzen aus der ganzen Welt ein und sind dann verwundert, wenn die eine oder andere Art außer Kontrolle des Menschen gerät und sich unkontrolliert vermehrt. Den Rest, in Bezug auf neobiotische Pflanzen, Tiere und Pilze, erledigt die Globalisierung.
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